«Melancholie und Ironie oder Wahrheiten und Witz liegen […] immer dicht nebeneinander», formulierte der Journalist Urs Aerni erst kürzlich in einem mit Pedro Lenz geführten Interview. Diese Elemente charakterisierten auch den 2020 publizierten Roman Primitivo.

Sommer 1982, Polo Hofer in der «Traube» in Wynau, im Publikum Charly, der Maurerstift, auch Laurence, «wo usgseht wi di jungi Simone Signoret», ist da, aber in Begleitung von Graber, «däm Sträber», und Charly dämmert es, dass er bei Laurence wohl nicht wird landen können. Da hilft nur ein Bad in der Aare und eine Flasche Bacardi. Umso mehr als Tage zuvor sein Freund Primitivo gestorben ist. Primitivo, «dä aut Philosoph», wie er auf der Baustelle genannt wird, geboren in Asturien, zeit seines Lebens Maurer.

Liebevoll porträtiert Pedro Lenz die beiden, den Alten, der viel in der Welt herumgekommen ist, und den Jungen, der nicht viel weiter als bis zum Waldfest in Herzogenbuchsee fährt. Rebsorte und Weinglas spielen dabei lediglich eine marginale Rolle.

Primitivo heisst der lebenserfahrene spanische Maurer, der für Charly, den 17-jährigen Maurerlehrling zum Freund und zur wichtigsten Bezugsperson wird. Die beiden altersmässig gegensätzlichen Figuren verbindet nicht nur der gemeinsame Beruf, sondern auch die Liebe zu Lyrik, zu Büchern, zu philosophischen Gesprächen. Weil Bücher, wie Primitivo sagt, «eim bim Nochedänke chöi häufe».

Dichtung und Musik liegen nah beieinander und Pedro Lenz schafft es in seiner Aufführung beides mit seiner authentischen Alltagssprache zusammenschmelzen zu lassen. Musikalisch begleitet und untermalt wird die Lesung durch Evelyn und Kristina Brunner am Schwyzerörgeli, Cello und Kontrabass.

Für seine im Langenthaler Berndeutsch oder Hochdeutsch geschriebenen Werke wurde Pedro Lenz unter anderem mit dem Schweizer Kleinkunstpreis (2015) und dem Dreitannenpreis des Buchfestivals Olten (2021) ausgezeichnet.